Statt mir an einem Dienstagabend wiedermal die neuesten Folgen amerikanischer Serien anzuschauen, stand heute ausnahmsweise das österreichische Fernsehen am Plan. Ein Duell, dass es so schnell nicht wieder geben wird: HC Strache vs. Armin Wolf. Nach einem kurzen Bericht über die skanadlösen Aussagen und Verurteilungen einiger FPÖ Politiker, saß der ausgebildete Zahntechniker gegenüber dem Politikwissenschafter (Bitte raten wer wer ist!). Der Anlass dieses Zwiegesprächs waren die Aussagen, die Strache am WKR-Ball zu einem STANDARD-Journalisten gesagt hatte, ohne gewusst zu haben mit wem er gesprochen hatte. Strache hatte sich und die Ballgäste als die "neuen Juden" bezeichnet, und die Protestaktionen gegen den umstrittenen Ball mit der "Reichskristallnacht" verglichen. Dabei stellt sich die Frage, wenn Strache pietätslose und inakzeptable Aussagen vor einem Fremden tätigt, was er dann alles seinen Stammtisch-Dreibier-Freunden sagt.
Aber nein, so war das natürlich nicht gemeint. Der Vergleich zur Judenhetze und zum Novemberpogrom sei so nie gezogen worden, das ist wieder einmal eine Verschwörung der Linken (wozu der STANDARD natürlich auch gehört) um weiterhin gegen die brave, demütige FPÖ zu hetzen. Und während Straches aufgerissene, blaue Hundeaugen sein tiefstes Mitgefühl für die Juden im Nationalsozialismus glaubwürdig machen wollen, weiß man als Zuseher, das er in Wirklichkeit nur ein Lügner ist. Und ein schlechter noch dazu.
Gut, die Hundeaugen funktionieren nicht. Armin Wolf tut nicht einmal so, als würde er ihm auch nur ein wenig glauben. Jetzt muss ein Plan B her. Jonathan Swift ist in seinem Essay A Modest Proposal auch schon draufgekommen, dass man Mitleid am Besten mit der Erwähnung von Frauen und Kindern erzeugt. Daran nimmt sich Strache nun auch ein Beispiel und erwähnt die "weinenden Frauen" und die "Angst um ihre Kinder". Das Problem ist jedoch, dass Jonathan Swift es sich leisten konnte im 18. Jahrhundert mit Frauen und Kindern Mitleid zu erzeugen. Aber im 21. Jahrhundert ist das Bild der Frau und der Familie eigentlich ein Anderes, es sei denn, man betrachtet die Frau als Haushalts- und Kinderbekommmaschine. Dieses Frauenimage der guten und tüchtigen Mutter entspricht dem der Nationalsozialisten. Wenn also Strache versucht hat, mit dieser Mitleidstour nicht nur Neonazis anzusprechen, so ist ihm das wahrscheinlich nicht gelungen.
Nun gut, zurück zum "neuen Juden". Strache erklärt in welchem Kontext diese Aussagen getätigt wurden, um das große "Missverständnis" aufzuklären. Er habe diesen Vergleich nie gezogen, er habe lediglich gemeint, dass er sich in die Situation der Juden während des Novemberpogroms hineinversetzen hat können und sehr wohl Ähnlichkeiten der Umstände sieht. Also nein, es ist kein Vergleich und keine Verharmlosung gewesen, sondern nur ein Vergleich und eine Verharmlosung gewesen. Armin Wolf fällt dies sofort auf und spricht Strache auf den neu gezogenen Vergleich an. Nein, das ist wiederum kein Vergleich gewesen sondern ein etwas umformulierter Vergleich. Und so geht es weiter und weiter, bis man draufkommt, dass es keinen Sinne ergibt, den Herrn Zahnarztassistenten zum "Geständnis" zu bringen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass er solche Dinge nicht nur gesagt hat, sondern sie auch seiner Meinung vollkommen entsprechen. Und da kann man sich dann nunmal schwer rausreden.
Aber Hauptsache die Linken sind schlimmer als die Rechten. "Wäre die Polizei nicht gewesen, wären wahrscheinlich Menschen gestorben", behauptet Strache. Stellt sich nur die Frage wer das Opfer gewesen wäre - die linken Trommler mit Peace-Tattoos oder die Schmissbacken mit dem Säbel am Gürtel. Das Fazit des Gespräches ist, dass der FPÖ-Parteichef mit seiner guten Rhetorik seine schwache Argumentation, seine Nervosität, seine Taktlosigkeit und insbesondere seine Dummheit nicht überdecken kann. Ich hoffe doch, dass das eines Tages auch seine Wähler einsehen werden. Und was genau die Frauen zum Weinen gebracht haben soll, wissen wir noch immer nicht. Die Cargohosen und die Dreadlocks waren es jedenfalls nicht.
Posts mit dem Label politik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label politik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Dienstag, 31. Januar 2012
Mittwoch, 25. Mai 2011
Tod des Leviathan oder Warum das Parlament und die Börse beide am Ring stehen
Es ist passiert! Ich, Sparkling Clementine, eingefleische Hobbesianerin, Anfechterin der Demokratie, habe meine Meinung umgeworfen! Nicht komplett, jedoch muss ich sagen, nachdem ich momentan Leviathan lese, dass es der heutigen Zeit nicht mehr ganz anpassbar ist. In einer langen Diskussion über dir Demokratie mit meinen Großeltern brachte mein Großvater plötzlich das Killerargument: In der Politik verhält es sich wie in der Wirtschaft; ohne Wettbewerb keine Motivation. Hat jemand also ein Machtmonopol, liegt es der menschlichen Natur automatisch nahe sich weniger um das Wohl des Landes zu bemühen, als wenn es einen Wettbewerb gäbe. Und das muss sogar ich als überzeugte Optimistin einsehen.
Paradox ist ja noch, dass Hobbes eigentlich an einen von Grund auf bösen Menschen glaubte im Gegensatz zu seinem Kollegen Locke, der wie ich, das humanitäre im Menschen sah. Meine Theorie wäre also eine Kombination der beiden gewesen, was sich in vielen Aspekten jedoch widerspricht. Aber das ist alles nicht weniger schlimm, ich bin jung und habe noch ein ganzes Leben Zeit um das perfekte politische System zu finden (solche Posts werden vielleicht noch öfters vorkommen ;))
Wie gesagt, der Aspekt des Wettbewerbes in der Demokratie macht sie fortschrittlicher als jedes autoritäre System, genauso wie Planwirtschaft vs. Marktwirtschaft. Doch das Problem an der Demokratie in ihrer heutigen Ausführung ist, dass wie eine Marktwirtschaft geführt wird. Aber mit der Politik verhält es sich nun mal anders als mit der Ökonomie - ob eine Bank in Konkurs geht oder ein Land in eine soziale Krise rutscht ist ein gewaltiger Unterschied. Dadurch, dass die Risiken in der Politik soviel höher sind, jedoch der Weg zum Erfolg derselbe ist, kippt dieses Ungleichgewicht sehr schnell.
Wir müssen in der Politik vorsichtiger werden, klare Grenzen ziehen und weniger auf die persönliche Freiheit achten denn die hemmt wiederum den politischen Fortschritt. Das sieht man am steigenden Rechtsradikalismus in Europa, denn die Grenzen, die eigentlich gezogen sind, werden immer weiter hinausgeschoben. Warum? Wegen Toleranz und Meinungsfreiheit. Doch selbst die hat ihre Grenzen. In der Ökonomie, dort ist alles leichter. Da muss man sich nicht viel mit Moral beschäftigen, man spekuliert einfach mit ein paar Aktien und das wars' auch schon. Doch wenn unsere Politiker die Demokratie als freien Wettbewerb betrachten, dann haben wir ein Problem.
Paradox ist ja noch, dass Hobbes eigentlich an einen von Grund auf bösen Menschen glaubte im Gegensatz zu seinem Kollegen Locke, der wie ich, das humanitäre im Menschen sah. Meine Theorie wäre also eine Kombination der beiden gewesen, was sich in vielen Aspekten jedoch widerspricht. Aber das ist alles nicht weniger schlimm, ich bin jung und habe noch ein ganzes Leben Zeit um das perfekte politische System zu finden (solche Posts werden vielleicht noch öfters vorkommen ;))
Wie gesagt, der Aspekt des Wettbewerbes in der Demokratie macht sie fortschrittlicher als jedes autoritäre System, genauso wie Planwirtschaft vs. Marktwirtschaft. Doch das Problem an der Demokratie in ihrer heutigen Ausführung ist, dass wie eine Marktwirtschaft geführt wird. Aber mit der Politik verhält es sich nun mal anders als mit der Ökonomie - ob eine Bank in Konkurs geht oder ein Land in eine soziale Krise rutscht ist ein gewaltiger Unterschied. Dadurch, dass die Risiken in der Politik soviel höher sind, jedoch der Weg zum Erfolg derselbe ist, kippt dieses Ungleichgewicht sehr schnell.
Wir müssen in der Politik vorsichtiger werden, klare Grenzen ziehen und weniger auf die persönliche Freiheit achten denn die hemmt wiederum den politischen Fortschritt. Das sieht man am steigenden Rechtsradikalismus in Europa, denn die Grenzen, die eigentlich gezogen sind, werden immer weiter hinausgeschoben. Warum? Wegen Toleranz und Meinungsfreiheit. Doch selbst die hat ihre Grenzen. In der Ökonomie, dort ist alles leichter. Da muss man sich nicht viel mit Moral beschäftigen, man spekuliert einfach mit ein paar Aktien und das wars' auch schon. Doch wenn unsere Politiker die Demokratie als freien Wettbewerb betrachten, dann haben wir ein Problem.
Labels:
demokratie,
hobbes,
leviathan,
locke,
meinungsfreiheit,
philosophie,
politik,
wirtschaft
Abonnieren
Posts (Atom)