Samstag, 25. Januar 2014

Unmut auch aus dem Ausland

Gestern Nacht ist vieles falsch gelaufen. Angefangen von den Sachschäden und der Polizeigewalt bis hin zum Fakt dass Rechtsextreme ihr Tanzfest in der Hofburg veranstalten dürfen. Auch wenn ich jetzt schon seit fünf Monaten in Amsterdam studiere, kann ich es nicht lassen das Kasperltheater rund um den Akademikerball in meiner Heimatstadt Wien aus der holländischen Metropole mitzuverfolgen. Seit Jahren sind meine Freunde und ich dabei - ob bei Kundgebung, Demozug oder Sitzblockade - und versuchen damit unseren Unmut über den Ball der "Creme de la Creme" der österreichischen und europäischen Faschisten auszudrücken. Heuer bin ich gezwungen diesen Post dazu verwenden um meiner Bitterkeit über die diversen Umstände und Aktionen in der Wiener Innenstadt Ausdruck zu verleihen.

Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich Gewalt jeglicher Form und daher auch die Randale und Beschädigungen verurteile. Besonders von der politischen Linken, die sich auf Werte wie Gleichheit und Solidarität stützt, erwarte ich in einem Land wie Österreich gewaltlosen, friedlichen Widerstand. Das ist nicht nur aus ideologischen Gründen wichtig, sondern auch damit man bei so einer großen Demonstration weiterhin auf die Unterstützung der moderateren Mehrheit hoffen kann. Wenn einem die Verhinderung des Akademikerballs wirklich am Herzen liegt, dann versucht man jeglichen Legimitätsverlust zu vermeiden. Es ist daher wirklich schade, dass ein paar vereinzelte linke Extremisten diesen "good cause" für andere Proteste missbrauchen.

Trotz der Sachbeschädigungen und der Krawalle kann man die Handlungen der Wiener Polizei in keiner Art und Weise legitimieren. Gestern wurde mit einer derartigen Paranoia und Handgreiflichkeit gegen die Demonstranten vorgegangen, dass man das nicht mehr durch Schutzmaßnahmen erklären kann. Laut APA musste sich die Rettung mit fünf Rettungswägen und zwei Katastrophenzügen um zahlreiche Verletzte kümmern. Hier ist ein Video mit Eindrücken der Ausschreitungen gegen die Demonstranten, von denen die meisten sicher keine Schaufenster zertrümmert haben.


Vielleicht wäre es zu all dem nicht gekommen, hätte man nicht aus einer irrationalen Paranoia heraus die halbe Innenstadt abgesperrt und innerhalb des Gürtels Schals und Mützen im Gesicht verboten.  Seit Tagen ist die Rede von riesigen Krawallen und Ausschreitung die bei der Demonstration erwartet werden, und siehe da - so ist es auch gekommen. Es ist, wie Petra Stuiber im Standard schreibt, eine "self-fulfilling prophecy".  Aber das Platzverbot hatte auch andere Auswirkungen: Die Kundgebung der Oragnisation "Jetzt Zeichen setzen", der wohl friedlichste Aspekt der Demonstrationen, konnte nicht am Heldenplatz stattfinden. Stattdessen wurde ihnen provokant von der Polizei angeboten ihre Kundgebung neben der der FPÖ zu veranstalten. Pure Ironie.

Und nun zum größten Anlass meines Unmuts - die Veranstaltung des Akademikerballs in der Hofburg. Es ist ohnehin schon ein Katastrophe, dass in Österreich eine rechtsextreme Partei mit knapp 21% im Parlament sitzt. Zum Glück sind faschistische Politiker und Burschenschafter eine Minderheit. Was sie besoffen auf ihren Buden für SS-Lieder trällern oder welche rassistischen, antisemitischen und sexistischen Witze sie auf ihren Stammtischen erzählen kann mir und vielen anderen daher ziemlich Wurscht sein. Solange die Schmissbacken nichts zu sagen haben und der Großteil der Bevölkerung sie weiterhin verachtet, können wir politisch anders Gesinnte uns wichtigeren Problemen widmen. Aber wenn sie einmal im Jahr, ausgerechnet in der Wiener Hofburg, die faschistischen Prominenten aus ganz Europa zusammentrommeln um einen "Traditionsball" zu veranstalten dann haben wir das Recht dagegen lauthals zu protestieren. Auch wenn es dieses Jahr zu mehreren ungücklichen Ausschreitungen gekommen ist, wird hoffentlich so lange protestiert bis es den Burschenschaftern leid wird das Tanzbein zu schwingen.


1 Kommentar:

  1. "Gestern Nacht ist vieles falsch gelaufen."
    Das ist richtig.

    "paar vereinzelte linke Extremisten"
    Bestens organisierte und mit Steuergeld und ÖH-Beiträgen finanzierte (und ins Land gekarrte)
    linksradikale Krawallbrüder_Innen.

    "Trotz der Sachbeschädigungen ... Handlungen der Wiener Polizei in keiner Art und Weise legitimieren."
    Doch, gerade deswegen.

    "derartige Paranoia und Handgreiflichkeit"
    Nicht ganz unbegründet, da Millionenschaden und zahlreiche Verletzte.

    "Vielleicht wäre es zu all dem nicht gekommen"
    Vielleicht wäre es noch schlimmer gekommen.

    "Kundgebung neben der der FPÖ"
    Wenigsten sind die friedlich.

    "rechtsextreme Partei"
    rechtspopulistisch

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